Entwicklung in der Phase 1950-1969

Das Fach hatte noch keine theoretische Fundierung. Zugleich standen drängende Probleme zur Lösung an. Rheinwald vollzog daher zunächst, soweit wie möglich, die Rezeption US-amerikanischer Erfahrungen, verbunden mit einer umfänglichen Gutachtertätigkeit für die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development). In den meisten (west)europäischen Ländern bemühte man sich beim Wiederaufbau nach dem Krieg um die Einrichtung landwirtschaftlicher Beratungsdienste. In Verbindung mit deutschen Beratungserfahrungen entstand das Lehrbuch von Rheinwald und Preuschen: "Landwirtschaftliche Beratung", Bonn, 1956.

Rheinwald hat früh auf die unlösbare Verflechtung von Betrieb und Haushalt im landwirtschaftlichen Familienbetrieb hingewiesen. Aus dieser Orientierung heraus ergaben sich wesentliche Impulse dafür, in Hohenheim auch den Studiengang "Haushaltswissenschaft" einzurichten.

Nachdem von den betriebswirtschaftlichen Instituten in der Bundesrepublik die Fortentwicklung der Betriebsplanungsmethoden aufgegriffen wurde, konnte sich das Institut stärker grundlegenden methodischen Fragen der Beratung widmen. Es entstanden Arbeiten über die Geschichte der landwirtschaftlichen Beratung (Ringberatung), die Organisation von Beratung (Dänemark, Niederlande, England), Beratungsmethodik (Schweinefütterung, Beispielsbetrieb), das Entscheidungsverhalten von Landwirten (Schlepperkauf, Kreditverwendung, Buchführung), die Bedeutung der Betriebsleiterqualifikation für das Betriebsergebnis, intellektuelle Investitionen in der Landwirtschaft, schließlich die Habilitation von Erna Hruschka über die psychologischen Grundlagen des Beratungsvorganges (1969).

 

Prof. Dr. Hans Rheinwald

Institut für Landwirtschaftliche Beratung


17.1.1903 in Stuttgart geboren promovierte Hans Rheinwald 1927 bei Frau Prof. v. Wrangell am Institut für Pflanzenernährung. Bei seiner Arbeit an der Preuss. Landw. Versuchs- und Forschungsanstalt in Landsberg/ Warthe im Bereich der Agrikulturchemie war er früh bestrebt, wissenschaftlichen Ergebnisse schnell der landwirtschaftlichen Praxis nutzbar zu machen. Er baute eine Düngeberatung auf und wurde u.a. Geschäftsführer eines der ersten durch Landwirte organisierten Beratungsringe.


Er starb am 23. 10. 1968 kurz nach seiner Emeritierung. Als Direktor des1947 durch den Senat beantragten und am 1. 10. 1950 gegründeten Instituts für landwirtschaftliche Beratung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim - dem ersten Institut dieser Art in Deutschland - begann er zunächst, Wesen, Zielsetzung und Funktion der Beratung zu klären und die Methodik der Beratung wissenschaftlich zu bearbeiten, bevor er sich ab den 60er Jahren den sozio-psychologischen Fragen der Beratungsarbeit zuwandte. Dies wurde durch die Zusammenarbeit mit Erna Hruschka wesentlich befördert.