CODECS-Reallabor AgDiBi veranstaltet Smart Farming Feldtag zur digitalgestützten Düngung [23.07.24]
Wie praxistauglich sind digitale Technologien im Bereich der Düngung? Wie können verschiedene digitale Technologien im Düngeprozess eingesetzt werden? Welchen agronomischen Mehrwert bietet Smart Farming für den Ackerbau?Mit diesen Fragen beschäftigten sich am 5. Juni über 100 angehende Landwirtinnen und Landwirte der Berufsschulen Herrenberg und Ludwigsburg. Unter dem Motto „Smart Farming Feldtag für Auszubildende“ bot der vom Reallabor AgDiBi (Agri-Digital Bildung) und dem Forschungsprojekt 5G-PreCiSe (www.5g-precise.de) organisierte Feldtag an sieben Lernstationen vertiefende Einblicke in die digitalgestützte Düngung auf dem Ihinger Hof. Die Betreuung der Lernstationen erfolgte durch Personen aus der Landtechnikbranche und Privatwirtschaft, dem Landratsamt Böblingen, Beratungskräften im Bereich Precision Farming und der Versuchsstation Ihinger Hof. Die Stationsbetreuerinnen und -betreuer gaben an den Lernstationen eine praxisnahe Einführung in Technologien und Softwareanwendungen zur Optimierung des betrieblichen Düngungsprozesses. Daraus ergaben sich neben fachlichen Fragen auch intensive Diskussionen zwischen Stationsbetreuern und -betreuerinnen, Lehrkräften und Auszubildenden über die Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit der Digitalisierung im kleinstrukturierten Ackerbau.
Nach der Begrüßung durch Betriebsleiter Markus Pflugfelder und einer kleinen Umfrage per Smartphone zum Kenntnisstand im Bereich Digitalisierung in der Landwirtschaft ging es in sechs Gruppen zu den insgesamt sieben Lernstationen.
Station 1: „Dokumentation“
Die erste Station befasste sich mit den durch die Düngeverordnung vorgeschriebenen Aufzeichnungspflichten im Rahmen von Düngungsmaßnahmen. Hierzu muss man wissen, dass Pflanzen einerseits Dünger benötigen, um befriedigende Erträge zu erreichen, zu viel Dünger allerdings das Ökosystem belasten kann. In Deutschland regelt die Düngeverordnung die korrekten bzw. zulässigen Ausbringungsmengen und schreibt deren Dokumentation vor. Dafür gibt es verschiedene Software-Lösungen, welche hier demonstriert wurden. Anschließend konnten die Auszubildenden über einen Testbetriebszugang selbstständig eine Düngebedarfsermittlung in der Anwendung Düngung BW durchführen.
Station 2: „Bodenuntersuchung“
Pflanzen brauchen Nährstoffe für das Wachstum. Alles, was der Boden in diesem Zusammenhang nicht bietet, muss in irgendeiner Form als Düngung auf die Fläche gelangen. Um nicht zu überdüngen, was sowohl negative ökologische als auch ökonomische Auswirkungen hätte, ist es somit sehr wichtig, den Boden und das, was er den Pflanzen bereitstellen kann, zu kennen, um daraus dann den genauen Düngebedarf zu ermitteln. Hierfür wurde ein „digitaler Spaten“ demonstriert, der innerhalb weniger Minuten die Nährstoffgehalte im Boden sowie weitere Bodenkennwerte ermitteln kann. Ergänzend wurden Methoden vorgestellt, um Bodenstrukturen georeferenziert zu beproben und zu kartieren.
Station 3: „Feldsensorik/Funktechnologie“
Zunächst wurden hier drei Fragen zur Datenübertragung und Datenerhebung per Feldsensorik in der Außenwirtschaft gestellt und diskutiert: „Was wird gemessen?“ (Wetter,…) „Wie wird gemessen?“ (Wetterstation…) und „Welche Arten der Übertragung gibt es?“ (5G, Mobilfunk, LoRaWAN…) Außerdem wurde Messtechnik -sowohl am Markt erhältliche als auch Eigenbau-Lösungen – präsentiert und mögliche betriebliche Einsatzszenarien vorgestellt.
Station 4: „Biomasse I“
An dieser Station gab es zwei Schlepper zu bestaunen, die mit unterschiedlichen Sensoren ausgerüstet waren, um teilflächenspezifische Biomassebildung und den Ernährungsstatus von Pflanzenbeständen mit Stickstoff automatisch zu erfassen. So kann in Kombination mit geeigneten Düngerstreuern bei Düngungsmaßnahmen exakt nach Bedarf des Pflanzenbestandes gedüngt werden und damit Dünger eingespart sowie das Risiko der Nährstoffauswaschung reduziert werden.
Station 5: „Biomasse II/Applikationskarte“
An Station 5 wurde ein weiterer Stickstofftester vorgestellt - diesmal im Taschenformat. Mit diesem und unter Zuhilfenahme von Satellitenbildern ist es möglich, den Stickstoff-Ernährungszustand eines Getreidebestandes zu ermitteln und aufgrund dieser Informationen eine individuelle Karte (Applikationskarte) anzufertigen, die zeigt, welche Bereiche in einem Pflanzenbestand wie viel Stickstoff benötigen. Des Weiteren wurde eine Drohne vorgeführt, mit deren Hilfe man selbst sein eigenes Kartenmaterial erzeugen kann.
Station 6: „Moderne Applikationstechnik zur teilflächenspezifischen Düngung“
Die folgende Station baute logisch auf den beiden vorherigen Stationen auf. Die erfassten Stickstoffbedarfe der Pflanzenbestände (dokumentiert als Applikationskarte) müssen nun entsprechend versorgt werden. Hierzu sind Mineraldüngerstreuer notwendig, die anhand solcher Applikationskarten teilflächenspezifisch unterschiedliche Düngermengen ausbringen können. Auf einem Testfeld wurde das beispielhaft vorgeführt.
Station 7: „NIRS-Sensorik beim Mähdrusch und bei der organischen Düngung“
An dieser Station wurde zunächst ein sogenannter NIRS-Sensor (Nahinfrarotsensor) vorgestellt. Ein solcher kann auf vielen landwirtschaftlichen Geräten sinnvoll verbaut bzw. eingesetzt werden. Auf einem Mähdrescher eingesetzt, erfasst er beispielsweise in Echtzeit die Feuchtigkeit und den Rohproteingehalt des Ernteguts. Ein NIRS-Sensor an einem Güllefass liefert kontinuierlich Informationen über den Nährstoffgehalt der ausgebrachten Gülle und hilft so, die Güllemenge besser und variabel an den Nährstoffbedarf der Pflanzen anzupassen.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab Markus Pflugfelder eine kurze Einführung in die Nutzung von ChatGPT als Düngeberatungstool, um zu verdeutlichen, welche Anwendungsmöglichkeiten sich durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft bereits heute ergeben. Abschließend wurden die Teilnehmenden noch einmal per Smartphone zu den Lerninhalten des Feldtages befragt. Nach einer Abschlussrunde mit einer kleinen Podiumsdiskussion zur Zukunft der Digitalisierung in der Landwirtschaft im Rahmen der landwirtschaftlichen Ausbildung endete der Feldtag. Im nächsten Jahr wird der Digitalisierungstag voraussichtlich zum Thema digitalgestützter Pflanzenschutz stattfinden.
Foto und Text: Daniel Fegert und Michael Paulus