Smart Farming Feldtag für Auszubildende 2025 Thema: digitalgestützter Pflanzenschutz [24.06.25]
Am Dienstag, den 03.06.2025, trafen sich Schülerinnen und Schüler der Fachschule Herrenberg sowie der Berufsschulen Herrenberg und Ludwigsburg auf dem Versuchsbetrieb Ihinger Hof der Universität Hohenheim, um sich intensiv mit den neuesten Technologien im Bereich der Digitalisierung in der Landwirtschaft auseinanderzusetzen. Insgesamt nahmen rund 150 Personen an der Veranstaltung im Rahmen des Reallabors AgDiBi teil.Nach einer Begrüßung durch Markus Pflugfelder (Betriebsleiter des Ihinger Hofs) und Michael Paulus (Universität Hohenheim) begann die Veranstaltung mit Posterpräsentationen ausgewählter Schülergruppen. Diese hatten im Vorfeld im Unterricht Poster zu verschiedenen Themen rund um die Digitalisierung in der Landwirtschaft erarbeitet.
So stellte die Fachschule Herrenberg eine kameragestützte Hacke vor. Von der Klasse L2LW Herrenberg wurden die Einzeldüsenschaltung an einer Pflanzenschutzspritze sowie eine Wetterstation für den Pflanzenbau präsentiert. Die Berufsschule Ludwigsburg zeigte den „RumboJet“ zur Ampferbekämpfung und den Einsatz einer Drohne im Weinbau.
Um 9:00 Uhr startete ein Rundgang in Gruppen zu sieben verschiedenen Stationen. An jeder Station erhielten die Teilnehmenden etwa 30 Minuten fachlichen Input sowie analoges und digitales Material zur Ergebnissicherung.
• Station 1: Grundlagen Unkrauterkennung
Das Fachgebiet Herbiologie der Universität Hohenheim betreute die erste Station und gab einen Überblick über die Grundlagen der Unkrauterkennung.
Abbildung 1: Lernstation 1 – Grundlagen der Unkrauterkennung
Kulturpflanzen wie Weizen stehen mit Unkräutern in Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe. Deshalb ist es notwendig, diese Beikräuter zu bekämpfen. Doch auch Unkräuter können wertvoll sein, beispielsweise wenn es um den Erhalt der Biodiversität geht. Somit ist leicht nachvollziehbar, dass eine sinnvolle Unkrautregulierung anzustreben ist, die sich auf die wirklich störenden Pflanzen beschränkt. Dabei darf die Wirtschaftlichkeit allerdings nicht aus den Augen verloren werden. Das heißt, dass sich die jeweiligen Maßnahmen auch lohnen müssen. Sie müssen sich durch den Mehrertrag aufgrund der Unkrautbekämpfung finanzieren. In diesem Zusammenhang ist die sogenannte klimaresiliente Landwirtschaft durch Daten, Sensorik, Robotik, 5G und Edge-Cloud im Ackerbau ein wichtiger Stichpunkt. Dieser Ansatz verfolgt die Schritte Schauen (sich ein Bild machen), Denken (Unkraut erkennen) und Handeln (Unkraut bekämpfen).
• Station 2: xarvio
Im Rahmen der zweiten Station wurden durch Mitarbeiter von xarvio (BASF) die beiden Anwendungen Field Manager und Healthy Fields vorgestellt.
Abbildung 2: Lernstation 2 - Xarvio
Bei beiden Anwendungen handelt es sich um niederschwellige Angebote, die es ermöglichen, allein mit einem digitalen Endgerät (z. B. einem Smartphone) an den Chancen der Digitalisierung teilzuhaben. Der Field Manager gibt pflanzenbauliche Empfehlungen für das Feldmanagement, während Healthy Fields darauf aufbauend als umfassendes Management-Tool den Landwirt strategisch im Pflanzenbau unterstützt – inklusive Erfolgsgarantie.
Im Rahmen von Healthy Fields erhält der Landwirt im Weizen- und Gersteanbau präzise Hinweise darauf, wann krankheitsbedingte Schadschwellen überschritten werden. Unter Berücksichtigung feldspezifischer Faktoren wird festgelegt, welches Pflanzenschutzmittel in welcher Dosierung auszubringen ist. An der Station wurde intensiv diskutiert, für welche Betriebsformen dieses Angebot besonders interessant ist. Dabei kam auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Frage auf, inwiefern Healthy Fields Landwirte in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt, aber möglicherweise auch einschränkt.
• Station 3: Drohnenkartierung Unkräuter und Applikationstechnik
Im Fokus von Station 3 bei SAM DIMENSION steht die Unkrautkartierung per Drohne, gefolgt von der Applikation durch eine teilflächenspezifische Pflanzenschutzspritze oder mittels Spot-Spraying. Ziel ist es, den Herbizideinsatz zu reduzieren und – wenn möglich – Pflanzenschutzmittel pflanzenindividuell auf einer bestimmten Fläche auszubringen.
Abbildung 3: Lernstation 3 – Drohnenkartierung Unkräuter und Applikationstechnik
Hierfür fliegt eine Drohne mit sechs Kameras in 60 Metern Höhe über das Feld und erfasst dabei einen 40 Meter breiten Streifen – mit einer Auflösung von bis zu 1,6 mm. Anschließend wertet eine KI die Bilddaten aus und erstellt eine Applikationskarte für die Pflanzenschutzspritze. Ziel ist eine möglichst hohe Einsparung von Pflanzenschutzmitteln. Mittlerweile kann die Drohne 30 bis 35 Minuten am Stück fliegen und erreicht dabei eine Tagesleistung von etwa 500 Hektar. Die Fluggeschwindigkeit beträgt 5 Meter pro Sekunde. Der Anschaffungspreis einer solchen Drohne liegt bei rund 100.000 Euro.
• Station 4: Hackroboter
Der an Station 4 vorgestellte Hackroboter von FARMING REVOLUTION verfügt über einen reinelektrischen Antrieb, der durch einen Verbrennungsmotor gespeist wird. Er kann vollautonom in einer Vielzahl von Kulturen eingesetzt werden und dient dazu, den Einsatz von Arbeitskräften und Herbiziden zu ersetzen bzw. deutlich zu reduzieren.
Abbildung 4: Lernstation 4 - Hackroboter
Sobald der Roboter einen virtuellen Zaun erlernt hat, darf er eigenständig arbeiten; rechtlich ist in Deutschland aktuell eine autonome Fahrgeschwindigkeit von bis zu 4 km/h zulässig. Ein großer Vorteil ist der durchgehende Einsatz rund um die Uhr – bis zu 24 Stunden täglich. Dadurch kann sich das zwischen 130.000 und 180.000 Euro teure System bereits innerhalb von drei Jahren amortisieren.
Die vorgeführte Maschine war mit einer Hacke ausgerüstet, lässt sich jedoch auch mit anderen Geräten kombinieren. Ein besonderes Highlight an dieser Station war, dass die Teilnehmenden den Roboter selbst ausprobieren durften. Die Steuerung ist intuitiv, erinnert an ein Videospiel und erfolgt bequem über ein Smartphone.
• Station 5: Sprühen, Streuen & Säen mit Drohnen
An Station 5 wurde der Drohneneinsatz durch das Dienstleistungsunternehmen Schmid solutions vorgestellt, das mit Drohnen aus der Luft säen, streuen oder spritzen kann.
Abbildung 5: Lernstation 5 – Sprühen, Streuen & Säen mit Drohnen
Die Technik funktioniert sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Dabei wird die Fläche in der Regel in etwa 4 Metern Höhe überflogen. Den Abschluss des Vortrags bildete ein beeindruckender Demonstrationsflug über ein benachbartes Maisfeld.
Darüber hinaus wies der Dienstleister darauf hin, dass Drohnen auch für den Auftrag von Reinigungsmitteln auf Photovoltaikanlagen eingesetzt werden können.
• Station 6: Digitales Monitoring von Schädlingen
Die Station 6 wurde von MagicScout (Bayer) betreut, einem Anbieter digitaler Systeme zum Schädlingsmonitoring.
Abbildung 6: Lernstation 6 – Digitales Monitoring von Schädlingen
In der Landwirtschaft werden seit langem Gelbschalen als Fallen für Schädlinge eingesetzt. Sie werden direkt im Bestand aufgestellt. Anhand der gefangenen Schädlinge können Landwirte erkennen, welche Arten auftreten und ob Bekämpfungsrichtwerte überschritten werden. Der Nachteil der analogen Gelbschale liegt in der aufwändigen Kontrolle: Um eine Auswertung vorzunehmen, muss man ins Feld fahren. Die digitale Variante überträgt die erfassten Daten dagegen automatisch an ein digitales Endgerät, beispielsweise ein Smartphone oder Tablet.
• Station 7: Prognosemodell ISIP
Bei ISIP handelt es sich um eine niederschwellige und kostenlose Prognose-Anwendung zum Einstieg in die digitalgestützte Landbewirtschaftung. Sie wurde vom Landwirtschaftsamt Böblingen präsentiert.
Abbildung 7: Lernstation 7 – Prognosemodell ISIP
ISIP liefert schlagspezifische Informationen und nutzt hinterlegte Daten, wie etwa Wetterdaten, um Prognosen zu erstellen. So kann beispielsweise das Infektionsrisiko für Krankheiten wie Mehltau in den kommenden Tagen angezeigt werden. Mithilfe dieses Programms können Landwirte gezielt vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um einen Krankheitsbefall frühzeitig zu verhindern. Dadurch lässt sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln optimieren und reduzieren.
• Abschluss und Evaluation
Um 15 Uhr trafen sich alle Gruppen wieder und gaben per Mentimeter eine Rückmeldung zum inhaltlichen und methodischen Ablauf des Feldtages.
Abbildung 8: Evaluationsergebnisse des Feldtages
Anschließend hielt die Firma Horsch einen Vortrag zu Forschung und Entwicklung im Bereich Bandspritzung und Spot-Spraying. Um 16 Uhr endete der Smart-Farming-Feldtag mit Schlussworten und einer kurzen Feedback-Auswertung. Ein besonderer Dank geht an alle Stationsbetreuer und alle weiteren Beteiligten, ohne die der Smart-Farming-Feldtag nicht möglich gewesen wäre. Im Jahr 2026 ist ein weiterer Feldtag zum Thema KI und Robotik geplant.