Entwicklungen von 1990 bis 2000

Mit einem Fachkolloquium zur "Beratung existenzgefährdeter Familien in der Landwirtschaft" und einer Feier im Kreise von Freunden, Kollegen und Schülern beschloss Hartmut Albrecht am 29.09.1990 seine offizielle Dienstzeit als Hochschullehrer. Die Mitarbeiter überreichten ihm dabei den Plan eines Buches "Beratung als Lebenshilfe", das die Arbeit der Hohenheimer Beratungslehre-Schule zusammenfassend darstellen soll. Es ist 1992 erschienen. Die Stelle war inzwischen für "Landwirtschaftliche Beratungslehre" neu ausgeschrieben, aber eine Liste war noch nicht verabschiedet, so dass sich Hartmut Albrecht bereit erklärte, für ein weiteres Semester die Vertretung zu übernehmen.

Volker Hoffmann, Akademischer Rat und Mitarbeiter im Fachgebiet seit 1973, hat sich 1990 in Hohenheim für Sozialwissenschaften des Landbaus habilitiert, erhielt einen Ruf an die Universitäten Hannover und Gießen und begann am 1. 4. 1991 seine Tätigkeit in Hannover im Fach "Kommunikationslehre des Gartenbaues".

Die Vertretung des Fachgebiets in Hohenheim übernahm im Sommersemester 1991 Privatdozent Dr. Hermann Boland aus Gießen, der den Ruf auf die Stelle erhielt. Zum Ende des Sommersemesters nahm er aber einen Ruf nach Gießen an. Zum 01.04.1992 übernahm Volker Hoffmann die Vertretung der Stelle und am 01.10.1992 wurde er offiziell ernannt. Die Vertretung des Faches in Hannover führte er per Lehrauftrag noch zwei Semester lang weiter, bis er zum Sommersemester 1993 an den Nachfolger Prof. Dr. M. Giesecke übergeben konnte.

Am 19.12.1992 luden wir gemeinsam zu einem wissenschaftlichen Kolloquium und geselligen Beisammensein anlässlich des 80-jährigen Geburtstages von Frau Prof. Dr. Erna Hruschka, der unser Fach und die Universität sehr viel verdanken. Die Veranstaltung fand großen Zuspruch und war gelungen, obwohl Erna Hruschka fehlte, sie musste einen Tag zuvor ins Krankenhaus. Das Buch, das bei dieser Feier als Projekt vorgestellt wurde, ist Anfang 1994 erschienen. Am 24. März 1996 verstarb Erna Hruschka in Köln-Porz.

Im Gesamtinstitut gab es eine wesentliche Veränderung: das Fachgebiet Psychologie, Prof. Schuler wurde der Fakultät V, dem Institut 540 Sozialwissenschaften zugeordnet. Prof. Schuler bleibt kooptiertes Mitglied der Fakultät IV, am bestehenden Lehrangebot änderte sich durch diese Organisationsänderung nichts. Da uns mit Prof. Diedrichsen, "Fachgebiet Ernährungspsychologie", ein Psychologe im Institut verblieb, konnte der Fakultätswechsel von Herrn Schuler und seinen Mitarbeitern im allgemeinen Einverständnis erfolgen.

Wichtig für die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen war das Treffen der Hochschullehrer für Kommunikation und Beratung in Rauischholzhausen, das seit 1993 jährlich stattfindet. Ein wichtiges Ergebnis des Treffens 1994 war der Entschluss zur gemeinsamen Herausgabe einer Schriftenreihe: Kommunikation und Beratung. Sozialwissenschaftliche Schriften zur Landnutzung und ländlichen Entwicklung. Herausgegeben von Hermann Boland, Volker Hoffmann und Uwe Jens Nagel im Margraf-Verlag, Weikersheim. Bis heute sind schon 98 Bücher in der Reihe erschienen.

Ebenfalls zur Erhöhung der Außenwirksamkeit unserer Arbeit kann die Übernahme von verschiedenen Ämtern und Funktionen gesehen werden. Volker Hoffmann wurde innerhalb der Universität Hohenheim Mitglied im Vorstand des Tropenzentrums und zuerst Vorsitzender des Praktikumsausschusses (bis 2010), dann des Prüfungsausschusses (bis 2003). Außerhalb der Universität wurde er zuerst Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von ATSAF (Arbeitsgemeinschaft für Tropische und Subtropische Agrarforschung), danach Vorsitzender der ATSAF (bis 2009) und Vorsitzender des Fachbeirats der BEAF (Beratungsgruppe Entwicklungsorientierte Agrarforschung) (1998-2002), Mitglied im Board of Trustees von IITA (International Institute of Tropical Agriculture) in Ibadan, Nigeria (1993-2000) und Kontaktwissenschaftler zum ISNAR (International Service for National Agricultural Research) in Den Haag, Niederlande. Er war Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitschrift Ausbildung und Beratung des AID (1994-2000), sowie im Beirat der Familienberatung des Evang. Bauernwerks in Hohebuch (1995-2008)und von 1994 bis 1998 bestand die Mitgliedschaft im Editorial Board des "Journal of Extension Systems", das in Indien hergestellt wird. Seit 1997 ist er Mitglied im DLG-Ausschuss für internationale Partnerschaft, seit 2008 Vorsitzender.

Die Universitätspartnerschaft mit Beijing, China, ging 1994 in ihr letztes Jahr, unser Emeritus, Herr Albrecht hat die Kontakte erfolgreich gestaltet. Zwei chinesische Doktoranden, die Übersetzung unseres Beratungs-Handbuchs, der Ausbau der Landw. Beratungslehre an der Universität und eine erfolgreiche Partnerschaft mit dem CIAD-Centre in Beijing sind daraus hervorgegangen. Weiterhin arbeiten wir mit dem Osteuropazentrum der Universität Hohenheim zusammen und sind an den Tempus/Tacis-Projekten mit Rumänien und Russland beteiligt und halten engen Kontakt zu einigen ehemaligen Doktoranden und Mitarbeitern, die als freiberufliche Trainer und Gutachter in unserem Fachgebiet arbeiten.

In diese Phase fällt auch der Beginn unserer Mitwirkung im BMBF-Verbund-Vorhaben: Kulturlandschaft Hohenlohe. Probleme des Erhalts der Kulturlandschaft durch Nutzung werden interdisziplinär über 5 Jahre in einem großen Team bearbeitet. Prof. Dr. Werner Konold, Universität Freiburg, ist der Sprecher, Volker Hoffmann einer der Stellvertreter und Repräsentant der Universität Hohenheim. Alexander Gerber und Angelika Thomas sind die Mitarbeiter unseres Fachgebiets in diesem Programm, dessen Finanzierung im März 2002 ausgelaufen ist.

Im Zuge der Einrichtung englischsprachiger Master-Studiengänge haben wir 3 Lehrveranstaltungen zu Master-Modulen in Englisch umgestaltet.

Prof. Dr. Hartmut Albrecht

Fachgebiet Kommunikationsforschung und Landwirtschaftliche Beratung

Geboren am 2. 8. 1925. Nach Kriegsende 3 Jahre Praxis in Landwirtschaft und Gartenbau. Landwirtschaftliches Studium in Hohenheim (1948-51). Dissertation über landw. Beratung in Dänemark und den Niederlanden. 3 1/2 Jahre Berater 
beim Kuratorium für Technik in der Landwirtschaft. Assistent an den Instituten für Ausländische Landwirtschaft in Berlin und Göttingen. Habilitation über Innovationsprozesse in der Landwirtschaft. Von 1969-90 Professor in Hohenheim. In der neuen Rolle als Emeritus im Fachgebiet ohne Vorgänger. In enger Zusammenarbeit legte er mit Erna Hruschka die Basis zur Hohenheimer Beratungslehre, auf sozialwissenschaftlicher und humanistischer Grundlage. Er erweiterte das Spektrum von Forschung und Lehre auf Fragen der Entwicklungsländer, und half dabei, den Studiengang Kommunikationswissenschaften und das Deutsche Landwirtschaftsmuseum zu begründen.